Eine Kurzgeschichte über einen Verflossenen, dessen Namen ich nicht mehr weiss…
Der Mann meiner Lieblingsschnegge – meine beste Freundin 😉 gab ihm damals schon den Spitznamen „Pit Binde“. Natürlich stets in seiner Abwesenheit 😉
Ich habe Pit im Internet kennen gelernt. Über eine Singleplattform, wie es sie mittlerweile zu tausenden gibt. Alleine darüber lohnt es sich schon, einen eigenen Beitrag zu schreiben… 😉
Ich kann mich noch an das Profilbild erinnern, welches er zu dem Zeitpunkt hochgeladen hatte. Keineswegs auffällig und eigentlich recht sympathisch. Ein Zahnpastastrahlen, wie es deutsche Zahnärzte nur so empfehlen würden!!!
Wer wen als erstes angeschrieben hat, weiss ich nicht mehr. Wahrscheinlich das übliche Geplänkel, wie es halt auf so Singlebörsen Gang und Gebe ist. Wobei ich immer Wert drauf gelegt habe, dass ein gewisser Witz von vornherein mit im Spiel ist. Ich dachte, es wäre ein wichtiges Kriterium, dass der Mann eben auch Humor hat. Hach, ich sollte noch so viel lernen … 😉
Jedenfalls trafen wir uns zum ersten Mal in einem Biergarten bei mir in der Nähe. Es war Sommer, gutes Wetter, bot sich also an. Pit kam von etwas ausserhalb. Etwa 45 Minuten wohnte er weg.
Es war ja immer dasselbe. Zwar stumpft man tatsächlich nach einigen Dates ab, aber ein bisschen Aufregung war natürlich doch immer dabei. Natürlich stellte man solche Bilder in sein Profil ein, die die Schokoladenseite hervorhoben! Klar, hab ich ja nicht anders gemacht. Demnach fragte ich mich jedesmal, ob er denn nun sehr viel anders aussehen würde oder nicht… 😉
Bei Pit hat soweit alles gestimmt. Er war jetzt kein Hüne wie der Ole aus meiner Kurzgeschichte Mann oder Maus und hässlich auch nich. Guter Durchschnitt 😉
Was mir im Nachhinein aller Beziehungsversuche immer klar und deutlich wie Schuppen aus den Haaren fiel, war mir zum Zeitpunkt des Kennenlernens, nicht mal ansatzweise bewusst! Im Nachhinein betrachtet sehe ich deutlich, welche Schwierigkeiten, diverse Verbindungen bei weiterer Förderung hätten mit sich bringen können. Und dass die ein oder andere Veranstaltung im Grunde von vornherein zum Scheitern verurteilt gewesen war. Vielleicht sah ich kurzzeitig eventuelle Problematiken aufflackern, aber aus irgendeinem mir unverständlichen Grund verdrängte ich diese Gedanken JEDESMAL erfolgreich!!! 😉
Pit war anfangs eher unauffällig. Er sah mir nie direkt in die Augen, das weiss ich noch. Und diese etwas unnahbare, verhaltene Art, fand ich ja leider schon immer anziehend bei Männern.
Alles verlief eigentlich so, wie es nach ´nem guten ersten Date laufen sollte. Wir trafen uns noch ein paar Mal und haben uns ineinander verknallt. Ich war ja gespannt… Bloß an nichts Schlechtes denken. Diesmal KANN das doch nicht wieder in die Hose gehen…
Wenn wir beide alleine waren, war eigentlich alles soweit stimmig. Wo´s komisch wurde, merkte ich, wenn mal jemand dazu kam.
In der Vergangenheit war es meist so, dass ich immer super mit dem Umfeld meiner Beziehungsversuche klar kam. MEIN Umfeld wollte dagegen meist nie kennengelernt werden – oder es war so schnell wieder vorbei, dass man gar nicht dazu kam, Freunde vorzustellen… Geschweige denn die Familie! Du liebe Güte, det war ja och noch nie mein Sport jewesen. Gleich Mutti und Vatti kennen lernen. Nein danke, isch möschte nischt! 😉
Pit wurde immer merkwürdig nervös, wenn andere Leute dabei waren. Eines Abends trafen wir uns bei ihm. Sein Bruder und dessen Frau kamen zu Besuch und wir haben Pizza bestellt. Nun dauerte die Lieferung der Pizzen wohl etwas länger als gewohnt. Wobei ich ´ne halbe Stunde Wartezeit für ´n Lieferservice nicht zwingend unzumutbar finde. Nun gut. Pit wurde nach 25 Minuten stark nervös und seine Stimme fing nach jedem zweiten Satz an, sich zu überschlagen. Er sagte dann sowas wie: „Also, was is denn da los? Ich muss die Email nochmal lesen. MAAANN!!“ Der laute Ausruf ließ mich tatsächlich hochschrecken! Sein Bruder schien das Verhalten zu kennen. Er meinte in so ´nem wissenden Ton, dass Pit ma wieder runter kommen soll. Es wär doch alles gut.
Es dauerte höchstens noch 10 Minuten bis die Pizza kam, aber diese 10 Minuten schienen für Pit sehr schwer auszuhalten zu sein. Immer die Stirn gerunzelt als müsste er wirklich stark überlegen, ob die Dinge alle richtig vonstatten gingen. „MEEENSSSCHHH!!!“
Ich fing erstmals an, die Situation komisch zu finden…
Trotzdem lud ich ihn ein paar Tage später zu mir ein. Geplant war ein Sit-In mit Freunden. Sowas kam ja so gut wie nie vor. Meine Freunde lernten einen Beziehungsversuch kennen… Nach diesem Abend wurde mir auch wieder stark bewusst, WARUM das so gut wie nie vorkam…
Meine Lieblingsschnegge versuchte mit ihm ein Gespräch anzufangen. Sie fuhren beide Motorrad und darauf sprach sie ihn an: „Mensch, ich hab gehört, Du hast heute Dein neues Mopped abgeholt? Läuft gut, oder was?“
Und er so: „Jep!“
Kein Blickkontakt und auch keine Anstalten seinerseits, die Konversation am Laufen zu halten…
Uuunangeneeeehm!!!
Sie startete später noch einen Versuch, aber auch da blockte er ab. Meinte sogar zu ihr, er fühle sich gedrängt, jetzt mit ihr ein Gespräch führen zu müssen. DAS würde er SO ganz sicher NICHT tun!
Staaaark uunangeneehm!!!!
Ich versuchte gute Mine zum bösen Spiel zu machen und den Abend jetzt nicht komplett scheisse werden zu lassen. Irgendwie gelang mir das sogar 😀
Es hatte immer noch nicht klick gemacht bei mir. Irgendwas schien mich doch immer noch hoffen zu lassen, dass sowas ab dem Zeitpunkt einfach nicht wieder vorkommen würde… Aus einem BeziehungsVERSUCH von immer exakt genau drei Monaten musste doch – HERR GOTT nochmal – irgendwann mal der VERSUCH bekämpft werden!!!
Mimi war seine Katze. Schon ziemlich alt, aber ´ne ganz Süße – soweit ich mich erinnere, denn so oft hab ich sie nicht gesehen. Er meinte, er würde sich schämen, weil sie immer so sabbert…!! Is rischtisch! Er schämte sich für sein eigenes Haustier?!?! Ihr wurde in der Vergangenheit wohl mal ein Tumor am Kiefer oder Gaumen (?) entfernt und seitdem hatte sie wohl mit extremen Speichelfluss zu kämpfen. AUSSERDEM sprang er ein paar Mal auf, schnappte sich die Katze und brachte sie in sein Gästezimmer. Sie hätte komische Anfälle und da drin würde sie sich beruhigen. Sie war nicht aggressiv, sondern wippte immer ganz apathisch von einer Seite zur anderen. Wie als wär sie in eine Art Trance gefallen.
Dass er nicht in der Lage war, sich vernünftig und emotional um seine Katze zu kümmern, erschreckte mich voll.
Kommen wir aber nun zum finalen Schlussakt 😀
Pit übernachtete von Freitag auf Samstag bei mir. Wenn ich arbeiten musste, hatte er zuvor noch nie bei mir geschlafen. Ich erinnere mich noch HERVORRAGEND an diese Nacht, WEIIIL ich nämlich kaum geschlafen habe. WEIIIIL er mir nämlich ständig – ACHTUNG – auf den Kopf gehauen hatte!!!
EY! Leute! Im Ernst jetze ma! Ich weiss, ich „atme laut“ 😉 wenn ich schlafe. Ok! Dann wird man ma angestupst, damit man sich zur Seite dreht. Meinetwegen WECK mich jedesmal – ABER AUF DEN KOPF HAUEN??? Also jetzt nicht so, dass es dolle weh tat, aber ER HAT MIR EINFACH MA AUF DEN KOPF GEHAUEN!!! Drei, vier Mal! Ich musste ja nu arbeiten, war wie gerädert morgens und meinte nur zu ihm, dass das ein zweites Mal SO nicht ablaufen kann! Das hab ich noch nicht mal böse gesagt. Ich wollte einfach nur aufstehen, mich fertig machen und meinen Groll für mich behalten.
Und Kinners, wat soll isch sagen:
Wenn es bisher schon nicht gruselig genug war, dann bidde – Vorhang auf 😀
Plötzlich stand er neben mir im Bad und guckte mir beim Schminken zu. Das ist ja das Schlimmste, was ein Kerl zu Anfang machen kann!! Ich fragte ihn, warum er nicht noch weiter schlief. Er hatte frei, konnte ausschlafen. Er musste nicht mit mir aufstehen! DAS war entschieden zuviel! Was jetzt genau? Gute Frage! Wusst ich auch nicht 😀 Als ich ihm ins Gesicht guckte, musste ich jedenfalls mit Entsetzen feststellen, dass seine Unterlippe stark zitterte und ihm die Tränen in die Augen schossen! Ich würde mich überhaupt nicht um ihn kümmern!!!!
HALLOOO?!!? HACKT ET?? ICH MUSSTE ARBEITEN!!!!
Er schnappte sich seine Sachen und wollte weg!
HÄTT ICH IHN DOCH BLOSS LAUFEN LASSEN!!!!
Aber NEIN, irgendein SCHEISS Helfer-, Mitleidsyondrom und das bekloppte Teufelchen auf der Schulter, ließen mich einmal mit den Augen rollen, tiiieef ein- und ausatmen, mich meine Schminke beiseite legen und ihn an´s Patschehändchen nehmen.
„Wir setzen uns jetzt in Ruhe hin und dann erzählste der Mutti, was denn das nun soll!“
Es wäre die Katze, weswegen bei ihm alle Dämme brachen. Er glaubte, sie wäre am Abend vorher dolle krank geworden. Ich hab ja gesehen, wie einfühlsam er zuvor gewesen war. NICHT!!!
Ausserdem fragte ich ihn, weswegen er dann überhaupt zu mir gekommen und nicht mit dem Tier zum Arzt gefahren war, wenn es denn so schlimm wäre..!!!
Ich glaubte ihm ja mal gar kein Wort.
Merkte er wohl, denn dann war auf einmal seine Familie Schuld. Er hätte als Kind keine Liebe bekommen, das wär ihm jetzt gerade bewusst geworden!!
? ? ?
In diesem Moment wusste ich, ich tätschelte einmal und nie wieder sein Patschehändchen!!!
Pit Binde hatte die 3 Monatashürde nicht überwunden. Er ging nicht über Los und zog keine 4000 Euro ein!!!!
Be painted with love 😀
3 comments
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Ich liebe deine Geschichten. Mehr, mehr, mehr
Vielen Dank für die Inspiration 😉 Der Titel ist selbstverständlich Dir und Gunnar gewidmet 😀
Hab Euch lieb!!!
Ach wie herrlich. Schade, dass man nicht immer die komplette Wahrheit sagt. Schade, dass du nicht noch deinen ehemaligen Herpes mit einfließen lassen hast 😉
Liebe Grüße von Frau Pit Binde